DIE TIGERENTE, SCHLÄMMER UND MERKEL
Stern September 2009
Während des TV-Duells nannte Moderatorin Illner Schwarz-Gelb „Tigerentenkoalition“. Dem Schöpfer der Tigerente, dem Zeichner Janosch, schwebt jedoch ein anderes Bündnis vor. Ein Interview.
Janosch
Janosch ist ein deutscher Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller. Der heute 78-Jährige lebt seit 30 Jahren auf der spanischen Insel Teneriffa. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er als Maler mit Ausstellungen in Deutschland.
Während des TV-Duells zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Moderatorin Maybrit Illner eine mögliche schwarz-gelbe Regierungskoalition als „Tigerentenkoalition“. Freut Sie das?
Ich bin ein unpolitischer Mensch, ich habe keine Ahnung, ich denke immer schräg daneben und was ich denke, ist meistens falsch. Aber soviel könnte ich sagen: Die Tigerente wird der Koalition nicht helfen. Sie ist inzwischen ein Pleitegeier. Unter uns: Schwarz und Gelb sind auch nicht meine Lieblingsfarben – erst recht nicht in der Politik.
Aber die Tigerente könnte demnächst als Wappentier eines Bündnisses von Union und FDP mitregieren! Deshalb: Was für Eigenschaften hat sie? Sie ist eine Holzente. Sie redet nicht, sie bewegt sich nicht. Sie ist unbeteiligt, also taubstumm, eigentlich handlungsunfähig. Als Wappentier wäre sie dann doch nicht so schlecht. Das hat ja Symbolwirkung: Wenn die Koalition mit der Ente handlungsunfähig wäre, würde sie keinen Schaden anrichten, das wäre hervorragend.
Linke und SPD geißeln Schwarz-Gelb als Unheil für das Land: Kann die Tigerente auch gefährlich sein? Als Ente ist sie so gefährlich wie eine Ente. Also nicht gefährlich. Eine Ente als Maskottchen – mein Gott! Die Gegenseite, die Figur des Frosches, macht mit ihr, was er will. Ich weiß auch nicht, wie die Tigerente in die Koalition hineingerutscht
i st.
Wie findet sie Guido Westerwelle?
Über den denke ich nicht nach. Und die Tigerente denkt sowieso nicht.
Und Angela Merkel?
Liebe ich. Sie hat jetzt eine erstklassige Frisur, ist auch bildschön. Hatte einmal einen tiefen Ausschnitt und gratulierte mir zum Geburtstag, damit ist sie bei mir die Siegerin. Wer mir zum Geburtstag gratuliert und einen tiefen Ausschnitt hat, ist sofort mein Lieblingsmensch. Nachdem sie jetzt geschminkt ist, sieht sie prima aus – in der DDR gab es ja keine Schminke. Ich glaube, Frau Merkel ist hochintelligent. Sie geht Themen ernsthaft an. Ich habe das Gefühl, dass sie bei allem, was sie tut, vorher nachdenkt. Das ist in der Politik schon auffallend. Sie lacht ja auch selten. Ein gutes Zeichen! Wer richtig denkt, findet in der Welt nicht so viel zum Lachen. Es gäbe zwar noch das Lachen aus Verzweiflung. Das kommt aber nur in der Philosophie vor.
Vielleicht hilft es dann ja, wenn die Ente der Politik ein wenig die Schwere nimmt. Noch mal: Sie ist handlungsunfähig, sie macht nichts, sie ist in der Politik mehr Marionette. Man braucht dort Marionetten. Sie kann sich auch nicht wehren. Der Frosch kann alles mit ihr machen, sie treten, auf ihr herumhacken, sie ins Wasser stecken und untertauchen. Aber Horst Schlämmer müsste unbedingt mit der Ente in den Bundestag.
Entschuldigung, Schlämmer?
Hape Kerkeling alias Horst Schlämmer gefällt mir gut. Schlämmer sieht gut aus, die Tigerente würde nichts sagen dürfen. Das wäre die bestmögliche Koalition. Dazu noch Angela Merkel mit der Frisur. Besonders in der Politik halte ich mich immer an die Frisur. Denken Sie an Strauß mit der Kommunionfrisur!
Fehlt noch der Kanzler. Wer soll das sein?
Horst Schlämmer, Angela Merkel als Schönheitskönigin und Repräsentantin der Regierung und die Tigerente als Alibi und zum Reiten. In der Politik braucht man jemanden zum Reiten. Aber vorher muss das System umstrukturiert werden. Die drei, das wäre ein „Heuler“, eine fantastische Dreier-Konstellation. Die Leute würden viel zu Lachen haben. Schlämmer könnte allein entscheiden, stellt Frau Merkel jeweils nach vorn oder hinten als Kugelfang, und die Ente trägt das Land und die Verantwortung. Genial – oder? Sie müssten sich nicht streiten. Und Angela Merkel würde wieder lachen. Wow! Ein Riesenerfolg.
Interview: Jennifer Giwi